Presseerklärung zu den Protesten in Eisenberg am 30.07.2013
Geflüchtete streiken in Eisenberg gegen immer schlimmer werdende Schikane
“Wir sind Menschen – keine Tiere!”
Morgen, am Dienstag, den 30. Juli, wollen die Menschen im Lager Eisenberg, der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Thüringen, streiken! Sie sagen STOP zur menschenunwürdigen Behandlung, die ihnen dort jeden Tag wiederfährt. Ab 10:30 Uhr wollen die Menschen sich lautstark gegen die im Lager ansässige Ausländerbehörde wehren und deutlich machen, dass die Menschenrechte auch in Eisenberg gewahrt werden müssen.
Die Geflüchteten nehmen die momentane Verweigerung der Geldausbezahlung zum Anlass für ihren Protest. Die Menschen im Lager bekommen das ihnen zustehende Geld nicht pünktlich zum 01. des Monats, sondern um Wochen verspätet. Das führt dazu, dass die Menschen einige Zeit komplett ohne Geld auskommen müssen. Eine schwangere Frau kann sich deshalb nun nicht einmal Medizin kaufen. Auch das Essen muss ausfallen. Zwar wird im Lager zu festen Zeiten Essen verteilt, aber dieses ist meist sehr schlecht und viel zu wenig. Das Brot stinkt und ist immer das Gleiche: Morgens ein Brötchen, Toastbrot und Butter, abends 1 Brötchen und zwei Salamis. “Das ist 3.-Klasse-Essen! – das kann niemand essen, und satt wird auch niemand davon”, sagt ein im Lager lebender Mensch.
Dazu kommt eine unzureichende medzinische Versorgung, die Asylzweitanstragsstellerin genauso wie die hygienische Versorgung (z.B. eine Zahnbürste) komplett verweigert wird. Auch Identifikationspapiere bekommen nicht alle Menschen – die Angst, außerhalb des Lagers von der Polizei deshalb ins Gefängnis geschickt zu werden, lässt die Menschen das Lager kaum verlassen. Apropos Residenzpflicht: Die ist in Thüringen zwar eigentlich seit einem Monat abgeschafft, für die Geflüchteten in Eisenberg gilt sie aber trotzdem, sie dürfen Eisenberg nicht verlassen!
Auch die Sicherheitskräfte werden von Tag zu Tag aggressiver. Seitdem Menschen Solidarität mit den Flüchtlingen in Eisenberg gezeigt haben, schikanieren die Sicherheitskräfte im Lager zunehmend die Menschen. Sie verbieten zum Beispiel das Aufnehmen von Bildern; sie betrinken sich und und belästigen Frauen im Lager sexuell. Auch andere Autoritäten und insbesondere die Behörden scheinen nicht für die Geflüchteten, sondern gegen sie zu arbeiten – Unmenschlichkeit ist hier Alltag. Abschiebungen werden hier auf Druck und unter Gebrauch von Lügen (!) durchgeführt, noch bevor die Menschen irgendwelche Hilfe in Anspruch nehmen konnten.
Aus diesem Anlass haben die Geflüchteten deshalb einen Streik angekündigt, sie betonen dabei die Menschenwürde: “Wir sind keine Tiere, wir sind Menschen!”